Bengtsfors

Bengtsfors

An Bengtsfors haben wir nur die besten Erinnerungen. Was sicher daran liegt, dass wir hier vor 7 Jahren das erste Mal auf einem schwedischen See Kanu gefahren sind. Diese Eindrücke haben sich bleibend bei uns eingefräst. Es liegt also nahe, dass wir in diesem Jahr erneut auf dem Platz „Dalsland Camping“ (N 59.02.158 und O 012.11.479) halt machen.

Auf dem Weg hierher sehen wir ein Verkehrsschild, dass vor unglaublichen 21% Gefälle warnt und das Befahren mit Wohnwagengespannen untersagt. Voller Spannung halten wir nach diesem Berg Ausschau, doch außer einem kurvigen Auf und Ab ist nichts zu sehen. Wir vermuten, dass in Schweden auf solchen Strecken alle Gefälle addiert werden. Allerdings finden wir dafür keine weiteren Beweise 🙂 Auf jeden Fall ist es eine wunderbar zu fahrende, abwechslungsreiche Strecke von ca. 25 km von Haverud nach Bengtsfors.

Der Campingplatz ist hübsch, über mehrere Täler und Terrassen verteilt und liegt direkt am Ärtingen, einem „Nebensee“ des Lelang, der wiederum Teil des Dalslandkanals ist. Hier trifft man auch mal wieder auf eine größere Anzahl deutscher Urlauber (ob das gefällt, oder nicht).

Völlig aus unseren Erinnerungen verbannt hatten wir die Tatsache, dass die sanitären Einrichtungen einfach und wirklich schon sehr alt sind (Zustand 2013). Die Duschen sind mit 5 SKr extra zu bezahlen und laufen gefühlte 30 Sekunden in ungewollten Warm-Kalt-Mischungsverhältnissen. Das führt unweigerlich dazu, dass wir unsere erste Dusche hier alle mit kalten Wasser beenden müssen.

Ich will damit nicht davon abraten diesen Platz zu besuchen, man sollte darauf nur vorbereitet sein. Der Vorteil direkt am Platz Kanus leihen zu können, wiegt das (zumindest für uns) wieder auf. Endlich Kanu fahren! Wir klettern in eines dieser Kanus aus Aluminium (2 Personen für 170 SKr, Person 3 und 4 je 40 SKr) und paddeln los.

Der See ist lang gestreckt, und umgeben von Felsen und Wald, hie und da unterbrochen von vereinzelten, einsamen Häuschen in diesem wunderbaren Falunrot. Man fühlt sich in einer anderen Welt. Fünf Stunden sind wir im Kanu unterwegs und nur einmal ist kurz ein zweites Boot zu sehen. Allein schon dafür lohnt es sich, hierher zu fahren. Wäre nicht das gelegentliche Ziehen der Muskulatur, man könnte ewig weiter paddeln.

Übernachten in Haverud am Aquadukt

Übernachten in Haverud am Aquadukt

Beim ersten Mal hier in Haverud haben wir nur kurz angehalten und uns den Aquadukt von der darüber führenden Straßenbrücke angesehen. Diesmal wollen wir die Konstruktion genauer betrachten und schlafen hier. Für technisch Interessierte ist die Übernachtung vor Ort zwingend. Denn nur wenn die Tagestouristen weg sind, kann man das Bauwerk am Dalslandkanal richtig und in Ruhe bewundern.

Direkt vor Ort mit Wohnmobil, Wohnwagen und sogar Zelt zu übernachten, steht nichts im Weg. Unweit der Schleuse betreibt die Gemeinde einen Platz, der gar als Campingplatz bezeichnet wird, den Namen aber nicht wirklich verdient. Für 150 SKr (Strom zzgl. 50 Kronen) kann man praktisch von Ankunft bis zu nächsten Tag gegen 18 Uhr stehen bleiben. Dann kommen die Kassierer vorbei. Es gibt Toiletten, Duschen (5 SKr), Küche und Toilettenentleerung. Die Platzanlage ist um diese Jahreszeit sehr gut besucht, aber selbst für Spätanreisende findet sich immer noch ein Plätzchen. An der oben vorbei führenden Straße ist der Platz ausgeschildert.

Kanal und Aquadukt sind von diesem Platz nur 100 m entfernt.

Der Aquädukt von Haverud

Der Aquädukt von Haverud

Ein unbedingtes „Muss“ im Dalsland ist Haverud. Der Ort ist ohne dieses technische Wunderwerk nichts. Wahrscheinlich würden sich Touristen nur zufällig hierher verirren, wenn es diese Schleusenanlage nicht gebe. Unterhalb der Brücke, am Fuße der Anlage, hat sich so etwas wie ein Touristenzentrum entwickelt. Information, Restaurant, Museum und sogar eine Pizzeria, inkl. eines kleinen Lebensmittelangebotes findet man da.

Beim Anlegen des Dalslandkanals in den 1860-er Jahren konnte hier wegen der Bodenverhältnisse keine normale Schleusenanlage gebaut werden. Die Lösung war eine über den Stromschnellen schwebende Stahlwanne zum Transport der Schiffe. Es entstand eines der beeindruckendsten Bauwerke Schwedens – der Aquädukt von Haverud. Er ist 32,5 Meter lang und wird durch 33.000 Nieten zusammen gehalten.

Vormittags bietet es sich an, die Anlage zu Fuß zu erkunden. Es ist kein Problem, die Staustufen komplett und quasi hautnah zu begehen. Selbst die Stahlwannenbrücke mit ihren nur reichlich einen halben Meter breiten Rändern kann einseitig völlig unkompliziert betreten werden. Das ist selbst dann möglich, wenn gerade Schiffe darüber fahren. Wieder etwas, woran in Deutschland nicht zu denken wäre.

So richtig geil wird es aber erst, wenn man sich um 13.15 Uhr für drei und eine halbe Stunde und zum Preis von 250 SKr für den Erwachsenen und 125 SKr für ein Kind ab 6 Jahren (nicht darüber nachdenken!), auf das Schiff „Nils Ericson“ begibt und die Schleusenanlage selbst erfährt. Ungefähr 50 Minuten dauert allein das Überwinden der Staustufen. Dann geht die Fahrt noch einige Zeit auf dem Dalsland-Kanal weiter.

Auf dem Rückweg kann man das Schleusenspektakel umgekehrt noch einmal erleben. Es ist einfach genial, mit welcher Leichtigkeit diese Höhenunterschiede auf engstem Raum überwunden werden.

Ein Nebeneffekt ist die seltene Gelegenheit, von wahrscheinlich mehreren hundert Kameras fotografiert zu werden. Die meisten Touristen geben sich damit zufrieden, ihren Besuch (nur) mit unzähligen Fotos vom Schiffsschleusen zu dokumentieren. Wenn man sich dann günstig am Bug postiert ….

Übernachten vor Ort ist kein Problem.