Juli Zeh „Über Menschen“

Juli Zeh „Über Menschen“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

„Über Menschen“
Juli Zeh

Dora sucht einen Neuanfang. Sie will weg von ihrem Freund, der sich zu einem besessenen Klimaaktivisten entwickelt hat. Sie flieht vor dem großstädtischen Coronalockdown in das brandenburgische Dorf Bracken in ein leeres Haus, das umgeben ist von einem verwilderten Garten. Rechtspopulisten, Coronaleugner, Reichsbürger, Klimaaktivisten und das Sterben des ländlichen Raumes machen Dora zu schaffen und sie fragt sich, was eigentlich los ist, mit dieser Welt.

Menschen, die diese extremen Felder besetzen passen hier trotzdem nicht in bestimmte Raster. Juli Zeh schafft es, dass alle Figuren irgendwie menschlich bleiben, egal welch krudes Zeug sie von sich geben. Mit Dora hat sie eine Figur geschaffen, deren Handeln trotz Wut und Unverständnis durch dieses Menschliche bestimmt wird.

Dieses Buch ist bis zur letzten Zeile lesenswert, zeigt es doch das es möglich sein kann, Mauern in den Köpfen einzureißen.

Timur Vermes „Die Hungrigen und die Satten“

Timur Vermes „Die Hungrigen und die Satten“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

Die Hungrigen und die Satten
Timur Vermes

Dieser Schriftsteller hat Ideen, das muss man ihm lassen. Nach „Er ist wieder da“ ist die Handlung dieses Buches ebenso von weit hergeholt. Nur ist das hier beschriebene Szenario wirklich vorstellbar. Die Gier der (vor allem privaten) Medien nach Sensationen trifft diesmal nicht auf einen plötzlich wieder aufgetauchten alten „Führer“, sondern auf das Elend und die Verzweiflung von Flüchtlingen. 150.000 laufen in Afrika los und bewältigten täglich zur besten Sendezeit 15 km. Das Ziel heißt Deutschland. Die Gruppe wächst und wächst. Deutschland erkennt den Ernst der Lage erst viel zu spät. Was überschau- und berechenbar beginnt, endet in einer Katastrophe.

Als Leser bleibt man nachdenklich zurück und fragt sich: Was wäre, wenn das Beschriebene auch nur in Teilen Realität würde?

John Lanchester „Die Mauer“

John Lanchester „Die Mauer“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

„Die Mauer“
John Lanchester

Weil hier zwei Themen aufgegriffen werden, die gerade mehr als nur aktuell sind, Umwelt und Ausgrenzung. In der momentanen Realität sind diese Themen vielen Menschen fast schon lästig. Im Buch beschreibt John Lanchester die Folgen aus britischer Sicht und verknüpft sie zwingend miteinander. Rund um Großbritannien steht eine Mauer. Jeder britische Bürger, ob Frau oder Mann, muss zwei Jahre Dienst auf dieser Mauer tun. Ziel ist es die „Anderen“ auf Leben und Tod am Überqueren der Mauer zu hindern. Die „Anderen“ sind die Menschen außerhalb dieser geschlossenen Welt, die vor allem aus Gründen der umgekippten Umwelt auf der Suche nach Überlebensräumen sind. Wer von den Bewachern der Mauer versagt und „Andere“ nicht aufhalten kann, wird auf einem Boot ausgesetzt und selbst zum „Anderen“. Alle Rechte sind verwirkt und es geht plötzlich ums Überleben in der völlig „anderen“ Welt. Wie soll solch eine Geschichte enden? Perfekt, wie der Autor hier die Kurve nimmt.