Yavuz Ekinci „Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam“

Yavuz Ekinci „Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam
Yavuz Ekinci

Allein schon wegen der ersten Seiten. Yavuz Ekinci beschreibt hier fast im Stil eines Märchens den Lauf der Natur und ihrer Lebewesen. Gerade noch Jäger ist „man“ plötzlich Gejagter. Dieses Szenario ist permanent in Bewegung und wird brilliant beschrieben. Im weiteren Verlauf des Buches wird der Leser in ein kurdisches Dorf geführt. Der Autor spannt den Bogen immer wieder weit zurück in die sagenumwobene Vergangenheit der Kultur dieser Dorfgemeinschaft. Als Leser wird man ein Teil der Dorfbewohner und kann nicht glauben, was da passiert. Ein Mann kommt vom Berg gelaufen. Er kommt, um den Menschen zu sagen, dass „sie“ kommen. „Sie“ werden die Häuser in Brand stecken, die Frauen vergewaltigen und alle töten. Die Menschen dort sehen den Mann von weitem kommen und wissen da schon um ihr Schicksal. Aber sie bleiben und warten. Der Leser will es nicht glauben.

Robert Sedlatzek-Müller „Soldatenglück – Mein Leben nach dem Überleben“

Robert Sedlatzek-Müller „Soldatenglück – Mein Leben nach dem Überleben“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

Soldatenglück – Mein Leben nach dem Überleben
Robert Sedlatzek-Müller

Weil es ungeheuerlich ist, was der deutsche Staat mit Soldaten macht, wenn sie im Einsatz Schaden nehmen und nicht in vordefinierte Schubladen passen. Es zeigt sich wieder einmal, das Deutschland völlig unflexibel ist. Robert Sedlatzek-Müller war Soldat, genauer Elitesoldat. Er gehörte wohl zu den Besten. Er war für Deutschland im Auslandseinsatz. Dazu kann man stehen, wie man will. Fakt ist, sein Land hat ihn dahin geschickt. Er wurde verwundet, bekam eine posttraumatische Belastungsstörung und scheiterte mit seinen Ansprüchen schlicht an einer Stichtagregelung. In diesem Buch beschreibt er sein Leben als Soldat, die Zeit seiner Verwundung und seinen Kampf um ihm zustehende Ansprüche. Die Sprache ist klar und sachlich, so dass man das Buch einfach mal so weg liest. Aber man ist unsagbar wütend.

Stewart O’Nan „Der Zirkusbrand“

Stewart O’Nan „Der Zirkusbrand“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

Der Zirkusbrand
Stewart O’Nan

Weil Stewart O’Nan es perfekt verstanden hat, ein für sich genommen schlimmes Ereignis in Form eines Sachbuches so fesselnd zu beschreiben, dass man es wie einen Roman „verschlingen“ kann. Mir fällt hierzu nichts vergleichbares ein. Ein wirklich lesenswertes Buch über ein wirklich schreckliches Ereignis in einer amerikanischen Kleinstadt Im Jahr 1944. Während einer Vorstellung brennt ein Zirkuszelt ab. In der Folge sterben 167 Menschen, meist Frauen und Kinder. Das allein ist aus heutiger Sicht nicht sonderlich spektakulär. Die Augenzeugenberichte sind dies allerdings in höchstem Maße. Von 1944 bis 1999 begleitet O’Nan die Geschichte der Protagonisten, ob sie bei dem Unglück verstorben sind, oder überlebt haben. Er zeigt die Schwierigkeiten und Fehler bei der Identifizierung der teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Opfer genauso, wie den aufopferungsvollen Einsatz der Helfer. Er beschreibt die Traumen der Überlebenden und die Ermittlungen mehrerer Generationen Polizisten. Er beschreibt dies alles perfekt.

Stewart O’Nan „Die Chance“

Stewart O’Nan „Die Chance“

Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?

Die Chance
Stewart O’Nan

Besser als die Süddeutsche Zeitung kann ich es nicht begründen: „Stewart O’Nan scheint eine Art absolutes Gehör für die Töne des alltäglichen Lebens zu haben, für den tieferen Sinn von kleinen Zärtlichkeiten und gewöhnlichen Gemeinheiten, für die vielfältigen Geräusche einer langsam erlöschenden Ehe.“ Und er kann all dies wunderbar beschreiben. Es ist äußerst selten, dass ich schon nach der Lektüre des ersten Absatzes ziemlich genau weiß: Dieses Buch, dieser Schriftsteller wird mir gefallen. Jeder Abschnitt beginnt mit einer Wahrscheinlichkeitsangabe. Übertragen auf diesen Beitrag könnte es heißen: „Wahrscheinlichkeit, dass es anderen Lesern mit diesem Buch genauso geht wie mir: 1:1“

Kommissar Eberhofer

Kommissar Eberhofer

WIR hören unterwegs

Es gibt kaum bessere Gelegenheiten, Hörbücher und Musik intensiv zu hören, als auf langen Autobahnfahrten mit dem Wohnmobil. Wenn dann noch Christian Tramitz auf Rita Falk trifft, kann man sich nur entspannt zurücklehnen. Eigentlich sind es Kriminalgeschichten, aber so urkomisch, dass selbst bei langen Nachtfahrten kein Gedanke an Schlaf aufkommt. Dazu entfalten Falks Bücher ihr „volles Aroma“ erst dadurch, dass Tramitz sie liest. Da kann das selbst gelesene Buch mal wieder nicht mithalten. Und der Film erst recht nicht.

Wir können nur hoffen, dass es noch viele Episoden geben wird und das Team aus Autorin und (Vor-)Leser zusammen bleibt. Also Frau Falk, schreiben Sie weiter und wenn es Herr Tramitz nicht übertreibt, erfüllen Sie seine Honorarwünsche.

 

Leberkäsjunkie

 Dampfnudelblues

 Schweinskopf al dente

Griessnockerlaffäre

Winterkartoffelknödel

Zwetschgendatschikomplott

Sauerkrautkoma