Radfahren in Bengtsfors / Dalsland

Radfahren in Bengtsfors / Dalsland

Radfahren wird im Dalsland neben dem Wasserwandern stark angepriesen. Allerdings, das ist schade, gibt es wenige Möglichkeiten direkt am See Lelång entlang zu fahren. 80% Regenwahrscheinlichkeit für heute. Wir radeln trotzdem die knapp 3 km nach Bengtsfors und halten uns dann so weit es geht immer nah am See. Unser Weg führt anfangs durch ruhige Wohnsiedlungen stetig bergauf und bergab. Weiter geht es dann auf einsamen Waldwegen, um wie aus dem Nichts erneut auf vereinzelte Wohnhäuser zu treffen. Die ganze Gegend – ein einziger Urlaub. Was kann den Bewohnern hier nur Stress bereiten?

Urplötzlich dann, am Skarsdalen, traumhafte Blicke auf den See und die Kamera will man gar nicht wieder einpacken. Jetzt haben wir „Blut geleckt“ und wollen, entgegen unserem ersten Vorhaben, doch noch einmal auf DEN Aussichtspunkt der Gegend, den Egersknatten. Bei unserem ersten Besuch in der Gegend waren wir schon einmal da oben. Wir mussten damals unsere Räder mitten im Wald an einen Baum binden, weil ein Vorankommen mit Fahrrad auch schiebend nicht mehr möglich war.

Daran erinnernd, ist es für uns selbstverständlich, dass wir am Ende des „normalen“ Weges von den Rädern steigen und uns schiebend den zerklüfteten Waldweg empor kämpfen. Nach vielleicht 1 km und gefühlten 10% Steigung müssen wir uns wieder entscheiden: Räder anbinden oder zurück. Das Anbinden wird schnell gestrichen, da wir nicht sicher sind, den Platz diesmal wirklich wieder zu finden.

Den Umweg über die Straße zu nehmen haben wir dann doch keine Lust mehr und der Egersknatten wird wieder von der Liste gestrichen. Wer hier in der Gegend ist, sollte aber unbedingt einmal auf diesen Aussichtspunkt krabbeln. Erst entlang der Straße und dann auf dem dort ausgeschilderten Pfad, ist das selbst mit Kindern kein Problem. Wenn die Kleinen aber noch nicht laufen können, müsst ihr sie schon eine Weile tragen können.

Am Rückweg finden sich für die Kinder dann noch einige Spielplätze als Belohnung für diese Tour.

Bengtsfors

Bengtsfors

An Bengtsfors haben wir nur die besten Erinnerungen. Was sicher daran liegt, dass wir hier vor 7 Jahren das erste Mal auf einem schwedischen See Kanu gefahren sind. Diese Eindrücke haben sich bleibend bei uns eingefräst. Es liegt also nahe, dass wir in diesem Jahr erneut auf dem Platz „Dalsland Camping“ (N 59.02.158 und O 012.11.479) halt machen.

Auf dem Weg hierher sehen wir ein Verkehrsschild, dass vor unglaublichen 21% Gefälle warnt und das Befahren mit Wohnwagengespannen untersagt. Voller Spannung halten wir nach diesem Berg Ausschau, doch außer einem kurvigen Auf und Ab ist nichts zu sehen. Wir vermuten, dass in Schweden auf solchen Strecken alle Gefälle addiert werden. Allerdings finden wir dafür keine weiteren Beweise 🙂 Auf jeden Fall ist es eine wunderbar zu fahrende, abwechslungsreiche Strecke von ca. 25 km von Haverud nach Bengtsfors.

Der Campingplatz ist hübsch, über mehrere Täler und Terrassen verteilt und liegt direkt am Ärtingen, einem „Nebensee“ des Lelang, der wiederum Teil des Dalslandkanals ist. Hier trifft man auch mal wieder auf eine größere Anzahl deutscher Urlauber (ob das gefällt, oder nicht).

Völlig aus unseren Erinnerungen verbannt hatten wir die Tatsache, dass die sanitären Einrichtungen einfach und wirklich schon sehr alt sind (Zustand 2013). Die Duschen sind mit 5 SKr extra zu bezahlen und laufen gefühlte 30 Sekunden in ungewollten Warm-Kalt-Mischungsverhältnissen. Das führt unweigerlich dazu, dass wir unsere erste Dusche hier alle mit kalten Wasser beenden müssen.

Ich will damit nicht davon abraten diesen Platz zu besuchen, man sollte darauf nur vorbereitet sein. Der Vorteil direkt am Platz Kanus leihen zu können, wiegt das (zumindest für uns) wieder auf. Endlich Kanu fahren! Wir klettern in eines dieser Kanus aus Aluminium (2 Personen für 170 SKr, Person 3 und 4 je 40 SKr) und paddeln los.

Der See ist lang gestreckt, und umgeben von Felsen und Wald, hie und da unterbrochen von vereinzelten, einsamen Häuschen in diesem wunderbaren Falunrot. Man fühlt sich in einer anderen Welt. Fünf Stunden sind wir im Kanu unterwegs und nur einmal ist kurz ein zweites Boot zu sehen. Allein schon dafür lohnt es sich, hierher zu fahren. Wäre nicht das gelegentliche Ziehen der Muskulatur, man könnte ewig weiter paddeln.

Übernachten in Haverud am Aquadukt

Übernachten in Haverud am Aquadukt

Beim ersten Mal hier in Haverud haben wir nur kurz angehalten und uns den Aquadukt von der darüber führenden Straßenbrücke angesehen. Diesmal wollen wir die Konstruktion genauer betrachten und schlafen hier. Für technisch Interessierte ist die Übernachtung vor Ort zwingend. Denn nur wenn die Tagestouristen weg sind, kann man das Bauwerk am Dalslandkanal richtig und in Ruhe bewundern.

Direkt vor Ort mit Wohnmobil, Wohnwagen und sogar Zelt zu übernachten, steht nichts im Weg. Unweit der Schleuse betreibt die Gemeinde einen Platz, der gar als Campingplatz bezeichnet wird, den Namen aber nicht wirklich verdient. Für 150 SKr (Strom zzgl. 50 Kronen) kann man praktisch von Ankunft bis zu nächsten Tag gegen 18 Uhr stehen bleiben. Dann kommen die Kassierer vorbei. Es gibt Toiletten, Duschen (5 SKr), Küche und Toilettenentleerung. Die Platzanlage ist um diese Jahreszeit sehr gut besucht, aber selbst für Spätanreisende findet sich immer noch ein Plätzchen. An der oben vorbei führenden Straße ist der Platz ausgeschildert.

Kanal und Aquadukt sind von diesem Platz nur 100 m entfernt.

Töcksfors

Töcksfors

Unser Ziel ist Töcksfors am oberen Ende des Dalsland-Kanals und am Foxensee gelegen. Hier oben befinden sich die letzten beiden Schleusen des Kanals. Danach beginnt der angeblich malerischste Teil, der Töcksfors-Kanal, in dem man die Brücken noch selber öffnen müsste (was auch immer das für Kanufahrer bedeutet). Die meisten Wasserwanderer würden sich diesen Teil des Kanals entgehen lassen, was sehr schade wäre, haben wir gelesen.

Die Bezeichnung „Stadt“ hat Töcksfors nicht verdient und auch sonst hat dieser Ort keinen Grund für einen Besuch anzubieten. Er liegt ca. 5 km von der norwegischen Grenze entfernt und vermittelt in der Tat nur den Charme einer Grenzstation. Wer hier aber unbedingt, vielleicht auf der Reise von oder nach Norwegen, mal schnell noch übernachten muss, dem kann ich einen sehr geeigneten Übernachtungsplatz empfehlen. Dieser liegt zwar mitten im „Zentrum“ hinter einem Coop-Markt (N 59.30.599 und O 011.50.277), ist aber ruhig und wenige Meter entfernt gibt es sogar saubere Toiletten.

Ein Campingplatz ist aber auch nicht weit entfernt.

 

Der Aquädukt von Haverud

Der Aquädukt von Haverud

Ein unbedingtes „Muss“ im Dalsland ist Haverud. Der Ort ist ohne dieses technische Wunderwerk nichts. Wahrscheinlich würden sich Touristen nur zufällig hierher verirren, wenn es diese Schleusenanlage nicht gebe. Unterhalb der Brücke, am Fuße der Anlage, hat sich so etwas wie ein Touristenzentrum entwickelt. Information, Restaurant, Museum und sogar eine Pizzeria, inkl. eines kleinen Lebensmittelangebotes findet man da.

Beim Anlegen des Dalslandkanals in den 1860-er Jahren konnte hier wegen der Bodenverhältnisse keine normale Schleusenanlage gebaut werden. Die Lösung war eine über den Stromschnellen schwebende Stahlwanne zum Transport der Schiffe. Es entstand eines der beeindruckendsten Bauwerke Schwedens – der Aquädukt von Haverud. Er ist 32,5 Meter lang und wird durch 33.000 Nieten zusammen gehalten.

Vormittags bietet es sich an, die Anlage zu Fuß zu erkunden. Es ist kein Problem, die Staustufen komplett und quasi hautnah zu begehen. Selbst die Stahlwannenbrücke mit ihren nur reichlich einen halben Meter breiten Rändern kann einseitig völlig unkompliziert betreten werden. Das ist selbst dann möglich, wenn gerade Schiffe darüber fahren. Wieder etwas, woran in Deutschland nicht zu denken wäre.

So richtig geil wird es aber erst, wenn man sich um 13.15 Uhr für drei und eine halbe Stunde und zum Preis von 250 SKr für den Erwachsenen und 125 SKr für ein Kind ab 6 Jahren (nicht darüber nachdenken!), auf das Schiff „Nils Ericson“ begibt und die Schleusenanlage selbst erfährt. Ungefähr 50 Minuten dauert allein das Überwinden der Staustufen. Dann geht die Fahrt noch einige Zeit auf dem Dalsland-Kanal weiter.

Auf dem Rückweg kann man das Schleusenspektakel umgekehrt noch einmal erleben. Es ist einfach genial, mit welcher Leichtigkeit diese Höhenunterschiede auf engstem Raum überwunden werden.

Ein Nebeneffekt ist die seltene Gelegenheit, von wahrscheinlich mehreren hundert Kameras fotografiert zu werden. Die meisten Touristen geben sich damit zufrieden, ihren Besuch (nur) mit unzähligen Fotos vom Schiffsschleusen zu dokumentieren. Wenn man sich dann günstig am Bug postiert ….

Übernachten vor Ort ist kein Problem.